Brandenburgs Landeshauptstadt gilt als einer der wichtigsten Einzelhandelsstandorte Ostdeutschlands
Reinhart Bünger
12.12.2009 0:00 Uhr
Tendenz weiter steigend: Der Banken-, Wirtschafts- und Finanzkrise zum Trotz bescheinigten in dieser Woche gleich zwei Immobilienmakler und -beratungsunternehmen der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam beste Perspektiven für einen weiteren Aufschwung.
Potsdam zähle mit Jena zu den am stärksten prosperierenden Städten in den neuen Bundesländern, schreibt die Comfort-Gruppe in ihrem Städtereport Potsdam. Die Arbeitslosenquote liege mit 10,9 Prozent deutlich unter den Werten sowohl für das Land Brandenburg als auch der übrigen ostdeutschen Regionen. „Innerhalb der letzten zehn Jahre“, so heißt es in der Studie weiter, „hat sich die Bevölkerung zur Hälfte ausgetauscht und wächst kontinuierlich durch Zuzug.“ Die Zahl der Gästeankünfte habe sich seit 1991 fast vervierfacht und die der ausländischen Gäste verdoppelt. Auch diese Entwicklung hatte einen Einfluss auf die Geschäfte in den Einzelhandelslagen. Potsdam sei in der Region Ost, so Ronald Steinhagen, Geschäftsführer der Comfort Berlin GmbH, „nach Berlin, Leipzig, Dresden, Erfurt und Rostock der wohl bedeutendste Einzelhandelsstandort“ – trotz der Sogkraft der Hauptstadt. Die Mieten in der Brandenburger Straße seien tendenziell leicht gesunken. Im besten Bereich der Brandenburger Straße auf Höhe des Karstadt-Hauses zwischen Dortusstraße und der Jägerstraße würden aber mit Einheiten zwischen 300 und 500 Quadratmeter Mieten von bis zu 45 Euro/Quadratmeter erzielt. Im Verlauf der vergangenen fünf Jahre seien die Mietpreise hier um mehr als 45 Prozent gestiegen. Der Anstieg sei im Vergleich mit anderen ostdeutschen Lagen als überdurchschnittlich zu bezeichnen, bilanziert die Unternehmensgruppe, die sich auf 1-A-Lagen deutscher Innenstädte spezialisiert hat.
Auch das Immobilienberatungsunternehmen CB Richard Ellis attestiert Potsdam, einer der fünf wachstumsstärksten Märkte für Einzelhandelsimmobilien in Ostdeutschland zu sein. Zwischen 2003 und 2008 seit die Bevölkerungszahl der Stadt um über 5,5 Prozent gestiegen, die langfristige Prognose gehe von einem Anstieg um 13 Prozent bis 2025 aus. In der Brandenburger Straße würden gar Spitzenmieten von bis 85 Euro pro Quadratmeter monatlich erzielt. Diesen Wert errechnete das Unternehmen in einer Top-1-A-Lage mit einer Größe von 100 Quadratmeter Verkaufsfläche und einer Straßenfront von fünf Metern. Die Nähe zu Berlin setze den Einzelhandelsstandort zwar einem erheblichen Wettbewerbsdruck aus. Auch verhindere die kleinflächige Prägung der Immobilien in der Fußgängerzone die Schaffung der für viele Handelskonzepte nötigen Flächen hinsichtlich Größe und Zuschnitt. Doch: „Derzeit werden in der Potsdamer Innenstadt auch keine großflächigen Einzelhandels-Projektentwicklungen realisiert.“ Mit der Aussage des Karstadt-Insolvenzverwalters, dass die Filiale in Potsdam nicht aufgegeben wird, dürften die Spitzenmieten in der Brandenburger Straße 2010 vergleichsweise stabil sein und bei einer Verbesserung des Konsumklimas wieder ansteigen. „Der erwartete Bevölkerungszuwachs macht Potsdam zu einem der interessantesten Einzelhandelsstandorte in Ostdeutschland“, frohlockt die CB Richard Ellis GmbH und sieht Potsdam gemeinsam mit der Comfort-Gruppe auf dem richtigen Weg: vorausgesetzt, dass in der Innenstadt auch größere Ladeneinheiten ihren Platz finden können. Reinhart Bünger
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 12.12.2009)
Quelle: Tagespiegel
Samstag, 12. Dezember 2009
Sonntag, 22. November 2009
„Die wollen keine Wohnung von der Stange“
Von Andreas Voigt
21.11.2009 0:00 Uhr
Immer mehr Menschen schließen sich in Berlin zu Baugemeinschaften zusammen
Eine ganz normale Eigentumswohnung war Konrad Retzer (43) und Edith Maria Balk (39) schlichtweg zu teuer. So taten sie sich mit Gleichgesinnten in einer Baugruppe zusammen und errichteten gemeinsam ein Mehrfamilien-Niedrigenergiehaus in der Friedrichshainer Bänschstraße. Durch den Wegfall der Vertriebs- und Vermarktungskosten, die normalerweise beim Erwerb klassischer Bauträger-Eigentumswohnungen fällig werden, sparte die 45-köpfige Berliner Baugemeinschaft annähernd 30 Prozent ein. Während Käufer in Berlin für eine Eigentumswohnung in innerstädtischer Lage 3000 Euro und mehr pro Quadratmeter berappen müssen, liegen die Quadratmeterpreise für Baugruppenwohnungen in der Regel zwischen 2000 bis 2500 Euro und damit deutlich unter dem üblichen Marktpreis.
Rund hundert sogenannte Baugruppen-Häuser zählt die Hauptstadt derzeit. Zwei Drittel davon befinden sich in innerstädtischen Lagen, allen voran in den wachsenden Stadtteilen Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain. Es gibt Websites wie www.wohnprojekte-berlin.info oder www.wohnportal-berlin.de, über die sich Berliner Baugruppenprojekte in allen Einzelheiten vorstellen und potenzielle Mitstreiter suchen.
Immer mehr Architekten entdecken den lukrativen Markt für sich und spezialisieren sich ausschließlich auf Baugruppenprojekte. Und ein Ende des Trends ist nicht absehbar. Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung schätzt die Zahl derer, die sich an einer Baugemeinschaft beteiligen wollen, auf rund 60 000 Personen und 18 000 Haushalte.
Um dem enormen Bedarf nachzukommen, stellt sie seit 2008 jährlich fünf Grundstücke aus dem Liegenschaftsfonds explizit für Baugruppen ab. Das sogenannte „Festpreisverfahren“ erlaubt Baugemeinschaften, die ausgewiesenen Grundstücke zum Verkehrswert zu erwerben. Den Zuschlag bekommt diejenige, deren Konzept soziale Angebote wie etwa die Integration einer Kindertagesstätte oder auch den Einsatz ökologischer Baustoffe nachweisen kann. Auch deshalb soll das Festpreisverfahren potenzielle Baugemeinschaften vor dem Zugriff womöglich finanziell potenterer Großinvestoren schützen.
Seit Frühjahr 2008 gibt es zudem eine Beratungsstelle für Baugruppen, die sogenannte „Netzwerkagentur Generationen Wohnen“. Sie soll potenzielle Baugemeinschafts-Interessenten zusammenführen, „sie in puncto Finanzierung, der Wahl der richtigen Rechtsform oder auch bei Meinungsverschiedenheiten unterstützen“, erklärt Theo Killewald, Geschäftsführer der ausführenden „Stattbau Stadtentwicklungsgesellschaft“ und Leiter der Netzwerkagentur. Der 60-Jährige registrierte allein im vergangenen Jahr rund 400 Anfragen von Interessenten und 80 seitens bereits existierender Baugruppen.
Dabei scheinen sich die Bewohner von denen aus den Bau- und Wohngruppen der 70er und 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, die vornehmlich aus der Hausbesetzerszene stammten, deutlich abzuheben. Zwar bekennen sich die meisten von ihnen auch heute noch zu demokratischen Entscheidungsprozessen und sozialer Verantwortung im Kiez. „Doch ehemalige Konsensregeln wie etwa das gemeinschaftliche Nutzen ganzer Wohneinheiten sind mittlerweile in den meisten Baugruppen-Häusern Schnee von gestern“, sagt der „Stattbau“-Mann. Vielmehr sind es die großen Kosteneinsparungen, aber auch der zunehmende Wunsch nach Individualität, der Menschen heutzutage in Baugruppen treibt. „Die wollen meist keine Wohnung von der Stange“, weiß Killewald. Längst spiegelt sich in Baugruppen ein neues, meist linksliberales Bürgertum wider, das sein Lebensumfeld aktiv und selbstbestimmend mitgestalten will. Der alte Spruch „Lieber ein Haus besetzen als besitzen“ hat endgültig ausgedient.
Gut fünf Jahre – inklusive Vorbereitungs-, Planungs- und Bauphase – vergingen, ehe die Friedrichshainer Baugemeinschaft ihr Mehrfamilien-Niedrigenergiehaus im vergangenen Sommer beziehen konnte. In dieser Zeit wurden rund 70 Entscheidungen per Abstimmungsverfahren mit Zweidrittelmehrheit getroffen. „Schließlich mussten wir uns verständigen, ob etwa Kunststoff- oder Holzfenster, Spiegel oder keine im Aufzug eingebaut werden sollen“, erinnert sich Konrad Retzer an den oft mühsamen Entstehungsprozess. „Immer mal wieder“, fährt der Berliner fort, sei es zu Meinungsverschiedenheiten, Diskussionen und sogar Streitereien unter den 19 Bauherrenparteien gekommen. Einmal musste sogar ein Mediator zwischen den einzelnen Parteien vermitteln.
Ein guter Architekt sowie ein Projektentwickler, der weiß wo der Schuh bei Baugemeinschaften drückt und gegebenenfalls vermitteln kann, „ist daher sehr ratsam“, rät Retzer.
In Sachen Baugruppen ist die Hauptstadt noch ein Nachzügler. In Freiburg – der Hochburg der deutschen „Baugruppenbewegung“ – stehen allein 250 der insgesamt 300 Baugemeinschaftsimmobilien in den neuen Stadtteilen Rieselfeld und Vauban. Im 160 Kilometer entfernten Tübingen sind es mehr als 150. Die Hansestadt Hamburg zählt dagegen rund 100 Baugruppenhäuser. Grundsätzlich gibt es in fast allen deutschen Großstädten inzwischen Baugruppenhäuser.
Konrad Retzer und Edith Maria Balk werden auch in Zukunft Kosten sparen. „Unser Passivhaus produziert im besten Fall mehr Energie als es verbraucht“, freuen sich die Berliner.
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 21.11.2009)
Quelle: Tagesspiegel
21.11.2009 0:00 Uhr
Immer mehr Menschen schließen sich in Berlin zu Baugemeinschaften zusammen
Eine ganz normale Eigentumswohnung war Konrad Retzer (43) und Edith Maria Balk (39) schlichtweg zu teuer. So taten sie sich mit Gleichgesinnten in einer Baugruppe zusammen und errichteten gemeinsam ein Mehrfamilien-Niedrigenergiehaus in der Friedrichshainer Bänschstraße. Durch den Wegfall der Vertriebs- und Vermarktungskosten, die normalerweise beim Erwerb klassischer Bauträger-Eigentumswohnungen fällig werden, sparte die 45-köpfige Berliner Baugemeinschaft annähernd 30 Prozent ein. Während Käufer in Berlin für eine Eigentumswohnung in innerstädtischer Lage 3000 Euro und mehr pro Quadratmeter berappen müssen, liegen die Quadratmeterpreise für Baugruppenwohnungen in der Regel zwischen 2000 bis 2500 Euro und damit deutlich unter dem üblichen Marktpreis.
Rund hundert sogenannte Baugruppen-Häuser zählt die Hauptstadt derzeit. Zwei Drittel davon befinden sich in innerstädtischen Lagen, allen voran in den wachsenden Stadtteilen Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain. Es gibt Websites wie www.wohnprojekte-berlin.info oder www.wohnportal-berlin.de, über die sich Berliner Baugruppenprojekte in allen Einzelheiten vorstellen und potenzielle Mitstreiter suchen.
Immer mehr Architekten entdecken den lukrativen Markt für sich und spezialisieren sich ausschließlich auf Baugruppenprojekte. Und ein Ende des Trends ist nicht absehbar. Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung schätzt die Zahl derer, die sich an einer Baugemeinschaft beteiligen wollen, auf rund 60 000 Personen und 18 000 Haushalte.
Um dem enormen Bedarf nachzukommen, stellt sie seit 2008 jährlich fünf Grundstücke aus dem Liegenschaftsfonds explizit für Baugruppen ab. Das sogenannte „Festpreisverfahren“ erlaubt Baugemeinschaften, die ausgewiesenen Grundstücke zum Verkehrswert zu erwerben. Den Zuschlag bekommt diejenige, deren Konzept soziale Angebote wie etwa die Integration einer Kindertagesstätte oder auch den Einsatz ökologischer Baustoffe nachweisen kann. Auch deshalb soll das Festpreisverfahren potenzielle Baugemeinschaften vor dem Zugriff womöglich finanziell potenterer Großinvestoren schützen.
Seit Frühjahr 2008 gibt es zudem eine Beratungsstelle für Baugruppen, die sogenannte „Netzwerkagentur Generationen Wohnen“. Sie soll potenzielle Baugemeinschafts-Interessenten zusammenführen, „sie in puncto Finanzierung, der Wahl der richtigen Rechtsform oder auch bei Meinungsverschiedenheiten unterstützen“, erklärt Theo Killewald, Geschäftsführer der ausführenden „Stattbau Stadtentwicklungsgesellschaft“ und Leiter der Netzwerkagentur. Der 60-Jährige registrierte allein im vergangenen Jahr rund 400 Anfragen von Interessenten und 80 seitens bereits existierender Baugruppen.
Dabei scheinen sich die Bewohner von denen aus den Bau- und Wohngruppen der 70er und 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, die vornehmlich aus der Hausbesetzerszene stammten, deutlich abzuheben. Zwar bekennen sich die meisten von ihnen auch heute noch zu demokratischen Entscheidungsprozessen und sozialer Verantwortung im Kiez. „Doch ehemalige Konsensregeln wie etwa das gemeinschaftliche Nutzen ganzer Wohneinheiten sind mittlerweile in den meisten Baugruppen-Häusern Schnee von gestern“, sagt der „Stattbau“-Mann. Vielmehr sind es die großen Kosteneinsparungen, aber auch der zunehmende Wunsch nach Individualität, der Menschen heutzutage in Baugruppen treibt. „Die wollen meist keine Wohnung von der Stange“, weiß Killewald. Längst spiegelt sich in Baugruppen ein neues, meist linksliberales Bürgertum wider, das sein Lebensumfeld aktiv und selbstbestimmend mitgestalten will. Der alte Spruch „Lieber ein Haus besetzen als besitzen“ hat endgültig ausgedient.
Gut fünf Jahre – inklusive Vorbereitungs-, Planungs- und Bauphase – vergingen, ehe die Friedrichshainer Baugemeinschaft ihr Mehrfamilien-Niedrigenergiehaus im vergangenen Sommer beziehen konnte. In dieser Zeit wurden rund 70 Entscheidungen per Abstimmungsverfahren mit Zweidrittelmehrheit getroffen. „Schließlich mussten wir uns verständigen, ob etwa Kunststoff- oder Holzfenster, Spiegel oder keine im Aufzug eingebaut werden sollen“, erinnert sich Konrad Retzer an den oft mühsamen Entstehungsprozess. „Immer mal wieder“, fährt der Berliner fort, sei es zu Meinungsverschiedenheiten, Diskussionen und sogar Streitereien unter den 19 Bauherrenparteien gekommen. Einmal musste sogar ein Mediator zwischen den einzelnen Parteien vermitteln.
Ein guter Architekt sowie ein Projektentwickler, der weiß wo der Schuh bei Baugemeinschaften drückt und gegebenenfalls vermitteln kann, „ist daher sehr ratsam“, rät Retzer.
In Sachen Baugruppen ist die Hauptstadt noch ein Nachzügler. In Freiburg – der Hochburg der deutschen „Baugruppenbewegung“ – stehen allein 250 der insgesamt 300 Baugemeinschaftsimmobilien in den neuen Stadtteilen Rieselfeld und Vauban. Im 160 Kilometer entfernten Tübingen sind es mehr als 150. Die Hansestadt Hamburg zählt dagegen rund 100 Baugruppenhäuser. Grundsätzlich gibt es in fast allen deutschen Großstädten inzwischen Baugruppenhäuser.
Konrad Retzer und Edith Maria Balk werden auch in Zukunft Kosten sparen. „Unser Passivhaus produziert im besten Fall mehr Energie als es verbraucht“, freuen sich die Berliner.
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 21.11.2009)
Quelle: Tagesspiegel
Samstag, 21. November 2009
Denkmalabschreibung lohnt sich
von Christian Hunziker - Handelsblatt
Viele Städte werden erst durch ihre Altbauten richtig attraktiv. Doch vielerorts stehen dem Denkmalschutz mit seinem bürokratischen und bautechnischen Mehraufwand immobilienwirtschaftliche Interessen im Wege. Der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen fordert deshalb die Beibehaltung steuerlicher Abschreibungsmöglichkeiten beim Denkmalschutz und argumentiert, dass davon auch der Staat profitiere.
BERLIN. Baufällig, reif für den Abriss - so sah das ehemalige Stabsquartier von General Paulus vor fünf Jahren aus. Der Eigentümer hatte schon einen Abrissantrag für das 1936 errichtete Militärdenkmal an der Leipziger Windscheidstraße gestellt, als sich mit der GRK Holding doch noch eine Käuferin fand, welche die Kaserne nicht abbrechen, sondern sanieren wollte. Nun sind 34 edle Wohnungen im "Windscheidpalais" daraus geworden - und für die Mietinteressenten gibt es eine Warteliste.
Doch so glücklich geht der Konflikt zwischen Denkmalschutz und immobilienwirtschaftlichen Interessen nicht immer aus. Weit verbreitet sind die Klagen von Eigentümern, der Denkmalschutz gefährde die wirtschaftliche Nutzung ihrer Objekte. Und in manchen ostdeutschen Städten, so etwa in Chemnitz und Leipzig, finden sich selbst in der Innenstadt für zahlreiche denkmalgeschützte, in ihrer Substanz bedrohte Wohnhäuser weder Mieter noch Investoren. "Der Umgang mit denkmalgeschützten Bauten muss überprüft werden", erklärt deshalb die Sächsische Aufbaubank - und provoziert mit dieser verklausulierten Forderung nach Abriss prompt Proteste bei Bürgerinitiativen und Denkmalschützern.
"Viele Städte sind gerade dadurch attraktiv, dass ihre jahrhundertealte Geschichte in den Bauwerken präsent geblieben ist", sagt auch Eva-Maria Stange, Wissenschaftsministerin des Freistaats Sachsen und Präsidentin des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz. In einer ungewöhnlichen Kooperation mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) fordert Stange deshalb, der Staat müsse auch künftig "seine schützende Hand" über Eigentümer von Denkmälern halten. Besonders wichtig sei es, die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten nicht anzutasten.
"Die Abschreibungsmöglichkeiten sind ein wichtiger Ausgleich für den aus dem Denkmalschutz erwachsenden bürokratischen und bautechnischen Mehraufwand", argumentiert BFW-Präsident Walter Rasch. Ohne die erhöhte Abschreibung (AfA) auf Denkmäler lohne sich die Instandsetzung eines solchen Hauses nicht, weshalb die bestehenden Regelungen keinesfalls verschlechtert werden dürften. Dies sei auch nicht geplant, versichert ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums.
Laut Rasch profitiert der Staat letztlich sogar von der steuerlichen Unterstützung. Jährlichen Steuerausfällen in Höhe von 119 Mio. Euro durch die Denkmal-AfA stünden nämlich 1,3 Mrd. Euro an Folgeinvestitionen gegenüber, woraus sich mindestens 260 Mio. Euro an zusätzlichen Steuereinnahmen ergäben.
"Die steuerliche Abschreibung kann Baudenkmäler zu wirtschaftlich interessanten Anlageobjekten machen", bestätigt Nicola Halder-Hass von der Berliner Branded Bricks GmbH. Vor einigen Jahren untersuchte die Kunsthistorikerin und Immobilienökonomin gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Jones Lang Lasalle am Beispiel Berlins das wirtschaftliche Potenzial von Baudenkmalen und kam dabei zu dem Schluss, dass Denkmäler sowohl beim Vermietungsstand als auch bei der Miethöhe gut da stehen. Dass Denkmäler für Investoren attraktiv sein können, beweist Halder-Hass selbst: In einem ehemaligen Straßenbahndepot in Berlin etablierte sie das Meilenwerk, ein Oldtimer-Zentrum, das es mittlerweile in ähnlicher Form in Düsseldorf und bald auch in Stuttgart gibt.
Die Konflikte zwischen Denkmalschutz und Investoreninteresse lassen sich nach Ansicht von Halder-Hass dann lösen, "wenn man die Denkmalpflege frühzeitig einbezieht und in einem für alle Beteiligten transparenten Prozess ein Gesamtkonzept entwickelt". Viele Denkmalpfleger brächten mittlerweile Verständnis für wirtschaftliche Erfordernisse auf. Der Abriss eines Denkmals könne deshalb nur der letzte Ausweg in Ausnahmefällen sein. "Eigentlich aber", sagt Halder-Hass, "findet man immer eine Lösung." Und das ist gut so, meint BFW-Präsident Rasch: "Wenn wir die Denkmale nicht erhalten, geht die Qualität der Städte verloren."
Quelle: Handelsblatt - 18.04.09 - Christian Hunziker
Viele Städte werden erst durch ihre Altbauten richtig attraktiv. Doch vielerorts stehen dem Denkmalschutz mit seinem bürokratischen und bautechnischen Mehraufwand immobilienwirtschaftliche Interessen im Wege. Der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen fordert deshalb die Beibehaltung steuerlicher Abschreibungsmöglichkeiten beim Denkmalschutz und argumentiert, dass davon auch der Staat profitiere.
BERLIN. Baufällig, reif für den Abriss - so sah das ehemalige Stabsquartier von General Paulus vor fünf Jahren aus. Der Eigentümer hatte schon einen Abrissantrag für das 1936 errichtete Militärdenkmal an der Leipziger Windscheidstraße gestellt, als sich mit der GRK Holding doch noch eine Käuferin fand, welche die Kaserne nicht abbrechen, sondern sanieren wollte. Nun sind 34 edle Wohnungen im "Windscheidpalais" daraus geworden - und für die Mietinteressenten gibt es eine Warteliste.
Doch so glücklich geht der Konflikt zwischen Denkmalschutz und immobilienwirtschaftlichen Interessen nicht immer aus. Weit verbreitet sind die Klagen von Eigentümern, der Denkmalschutz gefährde die wirtschaftliche Nutzung ihrer Objekte. Und in manchen ostdeutschen Städten, so etwa in Chemnitz und Leipzig, finden sich selbst in der Innenstadt für zahlreiche denkmalgeschützte, in ihrer Substanz bedrohte Wohnhäuser weder Mieter noch Investoren. "Der Umgang mit denkmalgeschützten Bauten muss überprüft werden", erklärt deshalb die Sächsische Aufbaubank - und provoziert mit dieser verklausulierten Forderung nach Abriss prompt Proteste bei Bürgerinitiativen und Denkmalschützern.
"Viele Städte sind gerade dadurch attraktiv, dass ihre jahrhundertealte Geschichte in den Bauwerken präsent geblieben ist", sagt auch Eva-Maria Stange, Wissenschaftsministerin des Freistaats Sachsen und Präsidentin des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz. In einer ungewöhnlichen Kooperation mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) fordert Stange deshalb, der Staat müsse auch künftig "seine schützende Hand" über Eigentümer von Denkmälern halten. Besonders wichtig sei es, die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten nicht anzutasten.
"Die Abschreibungsmöglichkeiten sind ein wichtiger Ausgleich für den aus dem Denkmalschutz erwachsenden bürokratischen und bautechnischen Mehraufwand", argumentiert BFW-Präsident Walter Rasch. Ohne die erhöhte Abschreibung (AfA) auf Denkmäler lohne sich die Instandsetzung eines solchen Hauses nicht, weshalb die bestehenden Regelungen keinesfalls verschlechtert werden dürften. Dies sei auch nicht geplant, versichert ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums.
Laut Rasch profitiert der Staat letztlich sogar von der steuerlichen Unterstützung. Jährlichen Steuerausfällen in Höhe von 119 Mio. Euro durch die Denkmal-AfA stünden nämlich 1,3 Mrd. Euro an Folgeinvestitionen gegenüber, woraus sich mindestens 260 Mio. Euro an zusätzlichen Steuereinnahmen ergäben.
"Die steuerliche Abschreibung kann Baudenkmäler zu wirtschaftlich interessanten Anlageobjekten machen", bestätigt Nicola Halder-Hass von der Berliner Branded Bricks GmbH. Vor einigen Jahren untersuchte die Kunsthistorikerin und Immobilienökonomin gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Jones Lang Lasalle am Beispiel Berlins das wirtschaftliche Potenzial von Baudenkmalen und kam dabei zu dem Schluss, dass Denkmäler sowohl beim Vermietungsstand als auch bei der Miethöhe gut da stehen. Dass Denkmäler für Investoren attraktiv sein können, beweist Halder-Hass selbst: In einem ehemaligen Straßenbahndepot in Berlin etablierte sie das Meilenwerk, ein Oldtimer-Zentrum, das es mittlerweile in ähnlicher Form in Düsseldorf und bald auch in Stuttgart gibt.
Die Konflikte zwischen Denkmalschutz und Investoreninteresse lassen sich nach Ansicht von Halder-Hass dann lösen, "wenn man die Denkmalpflege frühzeitig einbezieht und in einem für alle Beteiligten transparenten Prozess ein Gesamtkonzept entwickelt". Viele Denkmalpfleger brächten mittlerweile Verständnis für wirtschaftliche Erfordernisse auf. Der Abriss eines Denkmals könne deshalb nur der letzte Ausweg in Ausnahmefällen sein. "Eigentlich aber", sagt Halder-Hass, "findet man immer eine Lösung." Und das ist gut so, meint BFW-Präsident Rasch: "Wenn wir die Denkmale nicht erhalten, geht die Qualität der Städte verloren."
Quelle: Handelsblatt - 18.04.09 - Christian Hunziker
Freitag, 20. November 2009
Der Preis ist heiß – bei hochwertigen Wohnimmobilien
Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 17.10.2009
Insgesamt zeigt sich der Immobilienmarkt in der Hauptstadtregion stabil. So jedenfalls lautet das Fazit des aktuellen „Immobilienpreisservice 2009/2010“ des Maklerverbandes IVD. Auch für die kommenden sechs Monate prognostiziert der IVD eine weitgehend konstante Preisentwicklung.
Im Vergleich zum Vorjahr hätten die Mieten in einfachen und mittleren Lagen der Hauptstadt zum Teil leicht nachgegeben, während sie in guten und sehr guten Wohnlagen anstiegen, so Dirk Wohltorf, Vorsitzender des IVD Berlin-Brandenburg. Dennoch zeige die Studie aber auch, dass es auf dem Berliner Markt nach wie vor genügend preisgünstige Wohnungen gäbe. So kostet momentan eine Mietwohnung in einer Berliner Standardlage im Schnitt 5,80 Euro nettokalt pro Quadratmeter und ist gegenüber dem Erhebungszeitraum 2008/2009 um gerade mal fünf Cent angestiegen. Am günstigsten sei es laut IVD in Neukölln mit 4,75 Euro pro Quadratmeter, den Spitzenwert von 6,75 Euro pro Quadratmeter zahle man dagegen in Charlottenburg-Wilmersdorf. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass nicht immer nur der Zustand der Wohnung die Miete bestimmt. Oft fällt das Image eines bestimmten Quartiers stärker ins Gewicht als die Sonnenstunden auf dem Balkon oder der Fahrstuhl bis ins Dachgeschoss.
Daher wundert es dann auch nicht, wenn die IVD-Studie für den Bezirk Mitte für Wohnungen in einfacher bis mittlerer Wohnlage Mieten in Höhe von 6,25 Euro nettokalt pro Quadratmeter ermittelt und für gut gelegene sogar 8,00 Euro pro Quadratmeter. Ähnlich geht es in Steglitz-Zehlendorf zu. Hier sind Mietwohnungen in mittlerer Lage 6,50 Euro pro Quadratmeter wert und in Vorzugslagen 8,00 Euro – wie in Mitte. Getoppt wird dieser Preis nur von Spitzenreiter Charlottenburg-Wilmersdorf, wo man in guten und sehr guten Wohngegenden 8,75 Euro pro Quadratmeter berappen muss.
Allerdings sollte man sich jetzt nicht zu früh freuen, denn die Studie ergab auch, dass in einigen angesagten Szenekiezen die Mieten weit darüber liegen. So kann es passieren, dass Interessenten für eine Wohnung in Friedrichshain im Samariterviertel oder rund um die Simon-Dach-Straße bis zu 9,00 Euro pro Quadratmeter einkalkulieren müssen. Das gleiche gilt für Szeneviertel in Kreuzberg, etwa am Paul-Lincke-Ufer oder im Bergmannkiez. Noch teurer wird es in beliebten Kiezen in Mitte, Schöneberg und Prenzlauer Berg, wo bis zu 12,00 Euro pro Quadratmeter verlangt und bezahlt werden.
Wer diese Zahlen jetzt mit dem aktuellen Mietspiegel vergleicht, stellt fest, dass die vom IVD festgehaltenen Mieten um 20 Prozent höher sind. „Dennoch stehen wir hinter unseren Zahlen, da sie den im Markt registrierten Abschlussmieten entsprechen“, betont Dirk Wohltorf. In einigen, vorwiegend innerstädtischen Quartieren müsse auch mit weiter steigenden Mieten gerechnet werden. Das gelte im Übrigen auch für das benachbarte Potsdam, wo in einfachen Wohnlagen 4,50 Euro nettokalt bezahlt würden, in mittleren bis guten Lagen rund 6,50 Euro und in sehr guten 10,00 Euro. Letzteres gilt für Wohnungen in der Berliner und Nauener Vorstadt sowie in den besonders begehrten Lagen direkt an den Seen. In Potsdam sei die Nachfrage bei einem Leerstand von gerade mal 3,3 Prozent hoch, zumal die Einwohnerzahlen durch Zuzüge jährlich zulegen. Der IVD prognostiziert hier demnach einen Wohnungsbedarf bis 2020 von 1000 Wohnungen pro Jahr.
Analog zu den Mietwohnungen zeigen sich auch deutliche Preisunterschiede bei den Eigentumswohnungen. In Exklusiv- und Szenelagen werden laut IVD-Studie für Premiumwohnungen Spitzenpreise von bis zu 6000 Euro pro Quadratmeter gezahlt, während das Preisgefüge von Wohneigentum in Standardwohnlagen mit 1200 Euro pro Quadratmeter nur 50 Euro höher liegt als in den beiden Vorjahren. Damit gilt diese Marktentwicklung als stabil. Wer sich für eine Eigentumswohnung in einer Vorzugslage interessiert, müsse aktuell im Schnitt 1600 Euro pro Quadratmeter aufbringen, knapp 3,5 Prozent mehr als 2008. „Neueigentümer können somit im Schnitt eine 90 Quadratmeter große Wohnung für 100 000 Euro erwerben“, sagt Andreas Habath, Vorstand des IVD Berlin-Brandenburg. „Im Zusammenspiel mit den aktuell günstigen Finanzierungszinssätzen ergibt sich dabei eine Finanzbelastung auf aktuellem Berliner Mietniveau, was die Attraktivität einer Immobilie als Altersvorsorge deutlich stärkt.“
Am günstigsten sind Eigentumswohnungen in einfacher bis mittlerer Lage in Neukölln mit gerade mal 850 Euro bis 1000 Euro pro Quadratmeter. Auch in Reinickendorf, Tempelhof-Schöneberg und Mitte kann man schon für 1150 bis 1300 Euro pro Quadratmeter fündig werden. Für Eigentumswohnungen in guten Wohnlagen wird es dann sprunghaft teurer. In Tempelhof-Schöneberg muss man 1700 Euro pro Quadratmeter zahlen, in Mitte und Prenzlauer Berg schon 1800 Euro. Und richtig teuer wird es mit 200 Euro dann in den guten bis sehr guten Lagen in Charlottenburg-Wilmersdorf. Da lohnt es fast schon, sich nach einem Häuschen im Grünen umzusehen, denn in Pankow bekommt man in guter Wohnlage ein freistehendes Einfamilienhaus für rund 240 000 Euro und in Reinickendorf für 350 000 Euro.
Insgesamt scheint der individuelle Wohnungsbau der Hauptstadtregion resistent gegen die Wirtschaftskrise zu sein.
Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 17.10.2009
Quelle: Tagesspiegel
Durchschnittliche Kaufpreise sind erschwinglich – ergibt eine Studie des Maklerverbandes IVD.
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Im Vergleich zum Vorjahr hätten die Mieten in einfachen und mittleren Lagen der Hauptstadt zum Teil leicht nachgegeben, während sie in guten und sehr guten Wohnlagen anstiegen, so Dirk Wohltorf, Vorsitzender des IVD Berlin-Brandenburg. Dennoch zeige die Studie aber auch, dass es auf dem Berliner Markt nach wie vor genügend preisgünstige Wohnungen gäbe. So kostet momentan eine Mietwohnung in einer Berliner Standardlage im Schnitt 5,80 Euro nettokalt pro Quadratmeter und ist gegenüber dem Erhebungszeitraum 2008/2009 um gerade mal fünf Cent angestiegen. Am günstigsten sei es laut IVD in Neukölln mit 4,75 Euro pro Quadratmeter, den Spitzenwert von 6,75 Euro pro Quadratmeter zahle man dagegen in Charlottenburg-Wilmersdorf. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass nicht immer nur der Zustand der Wohnung die Miete bestimmt. Oft fällt das Image eines bestimmten Quartiers stärker ins Gewicht als die Sonnenstunden auf dem Balkon oder der Fahrstuhl bis ins Dachgeschoss.
Daher wundert es dann auch nicht, wenn die IVD-Studie für den Bezirk Mitte für Wohnungen in einfacher bis mittlerer Wohnlage Mieten in Höhe von 6,25 Euro nettokalt pro Quadratmeter ermittelt und für gut gelegene sogar 8,00 Euro pro Quadratmeter. Ähnlich geht es in Steglitz-Zehlendorf zu. Hier sind Mietwohnungen in mittlerer Lage 6,50 Euro pro Quadratmeter wert und in Vorzugslagen 8,00 Euro – wie in Mitte. Getoppt wird dieser Preis nur von Spitzenreiter Charlottenburg-Wilmersdorf, wo man in guten und sehr guten Wohngegenden 8,75 Euro pro Quadratmeter berappen muss.
Allerdings sollte man sich jetzt nicht zu früh freuen, denn die Studie ergab auch, dass in einigen angesagten Szenekiezen die Mieten weit darüber liegen. So kann es passieren, dass Interessenten für eine Wohnung in Friedrichshain im Samariterviertel oder rund um die Simon-Dach-Straße bis zu 9,00 Euro pro Quadratmeter einkalkulieren müssen. Das gleiche gilt für Szeneviertel in Kreuzberg, etwa am Paul-Lincke-Ufer oder im Bergmannkiez. Noch teurer wird es in beliebten Kiezen in Mitte, Schöneberg und Prenzlauer Berg, wo bis zu 12,00 Euro pro Quadratmeter verlangt und bezahlt werden.
Wer diese Zahlen jetzt mit dem aktuellen Mietspiegel vergleicht, stellt fest, dass die vom IVD festgehaltenen Mieten um 20 Prozent höher sind. „Dennoch stehen wir hinter unseren Zahlen, da sie den im Markt registrierten Abschlussmieten entsprechen“, betont Dirk Wohltorf. In einigen, vorwiegend innerstädtischen Quartieren müsse auch mit weiter steigenden Mieten gerechnet werden. Das gelte im Übrigen auch für das benachbarte Potsdam, wo in einfachen Wohnlagen 4,50 Euro nettokalt bezahlt würden, in mittleren bis guten Lagen rund 6,50 Euro und in sehr guten 10,00 Euro. Letzteres gilt für Wohnungen in der Berliner und Nauener Vorstadt sowie in den besonders begehrten Lagen direkt an den Seen. In Potsdam sei die Nachfrage bei einem Leerstand von gerade mal 3,3 Prozent hoch, zumal die Einwohnerzahlen durch Zuzüge jährlich zulegen. Der IVD prognostiziert hier demnach einen Wohnungsbedarf bis 2020 von 1000 Wohnungen pro Jahr.
Analog zu den Mietwohnungen zeigen sich auch deutliche Preisunterschiede bei den Eigentumswohnungen. In Exklusiv- und Szenelagen werden laut IVD-Studie für Premiumwohnungen Spitzenpreise von bis zu 6000 Euro pro Quadratmeter gezahlt, während das Preisgefüge von Wohneigentum in Standardwohnlagen mit 1200 Euro pro Quadratmeter nur 50 Euro höher liegt als in den beiden Vorjahren. Damit gilt diese Marktentwicklung als stabil. Wer sich für eine Eigentumswohnung in einer Vorzugslage interessiert, müsse aktuell im Schnitt 1600 Euro pro Quadratmeter aufbringen, knapp 3,5 Prozent mehr als 2008. „Neueigentümer können somit im Schnitt eine 90 Quadratmeter große Wohnung für 100 000 Euro erwerben“, sagt Andreas Habath, Vorstand des IVD Berlin-Brandenburg. „Im Zusammenspiel mit den aktuell günstigen Finanzierungszinssätzen ergibt sich dabei eine Finanzbelastung auf aktuellem Berliner Mietniveau, was die Attraktivität einer Immobilie als Altersvorsorge deutlich stärkt.“
Am günstigsten sind Eigentumswohnungen in einfacher bis mittlerer Lage in Neukölln mit gerade mal 850 Euro bis 1000 Euro pro Quadratmeter. Auch in Reinickendorf, Tempelhof-Schöneberg und Mitte kann man schon für 1150 bis 1300 Euro pro Quadratmeter fündig werden. Für Eigentumswohnungen in guten Wohnlagen wird es dann sprunghaft teurer. In Tempelhof-Schöneberg muss man 1700 Euro pro Quadratmeter zahlen, in Mitte und Prenzlauer Berg schon 1800 Euro. Und richtig teuer wird es mit 200 Euro dann in den guten bis sehr guten Lagen in Charlottenburg-Wilmersdorf. Da lohnt es fast schon, sich nach einem Häuschen im Grünen umzusehen, denn in Pankow bekommt man in guter Wohnlage ein freistehendes Einfamilienhaus für rund 240 000 Euro und in Reinickendorf für 350 000 Euro.
Insgesamt scheint der individuelle Wohnungsbau der Hauptstadtregion resistent gegen die Wirtschaftskrise zu sein.
Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 17.10.2009
Quelle: Tagesspiegel
Fassade mit vielen Augen
Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 01.11.2009
Die Bewegung nahm um die Jahrtausendwende Fahrt auf. Es gab sehr wenige Aufträge für junge Architekten und wenig Bedarf für Neubau-Eigentumswohnungen, aber noch viele interessante und günstige Innenstadtgrundstücke. Was in anderen Städten, in Hamburg, Dresden oder München schon gang und gäbe war, schien in Berlin noch weitgehend unbekannt: die Baugruppe als Form des gemeinschaftlichen Bauens von Mehrfamilienhäusern ohne zwischengeschalteten Bauträger oder Investor. Inzwischen ist die Zahl der Baugruppenprojekte in Berlin längst dreistellig. Und häufig sind es junge Architekten, die mit Freunden und Gleichgesinnten das Wagnis eingehen und als Bauherren und Planer solche Bauten realisieren. Oft ist es ihr erster Bau überhaupt.
Fat Koehl Architekten ist eines dieser jungen Büros. Florian Köhl kam von der Bartlett School in London und hat bei Daniel Libeskind gearbeitet, bevor er sich 2002 selbstständig machte. Seine Partnerin, die in London und an der HdK ausgebildete Architektin und Künstlerin Anna von Gwinner, hatte vor Jahren mit HdK-Studenten ein Grundstück an der Strelitzer Straße als Studienaufgabe beplant. Nun erinnerte sie sich an den Ort und die Idee war geboren, in der Baulücke nahe dem Mauerpark Bernauer Straße gemeinsam mit anderen Bauherren ein Wohnhaus zu errichten.
Faszinierend an Baugruppenhäusern ist in der Regel die Vielfalt der Wohnungszuschnitte und Ausstattungen. Bei diesem Haus jedoch, das zwischen zwei ehrwürdigen Wohnhäusern aus der Gründerzeit mit strammen Fensterachsen und gestapelten Wohnungen steht, lässt schon die lebendige Straßenfassade erahnen, dass es im Inneren besonders kurzweilig zugeht. In der Tat ist keines der sieben Obergeschosse mit einem anderen identisch. Es gibt für die zehn Parteien kleine und größere Wohnungen, solche mit Innentreppe und zwei Geschossen sowie ein Apartment im Dach.
Manche Wohnungen haben Holzböden, manche sind komplett in Weiß gehalten, manche haben Oberlicht oder Durchblicke ins andere Geschoss, sind großzügig geschnitten oder in kleinere Zimmer unterteilt. Die verschiedensten Vorlieben und Lebenszuschnitte lassen sich in diesem Haus ausleben, wodurch sich auch eine gemischte Bewohnerschaft einstellen wird, wenngleich zunächst einmal die Familien mit Kindern überwiegen. Platz für den entsprechenden Fuhrpark ist im Erdgeschoss vorhanden. Gefeiert wird im Garten oder auf der gemeinschaftlich genutzten Dachterrasse.
Ungewöhnlich die Loftwohnung im vierten Obergeschoss über die ganze Breite des Hauses. Zwei Schlafräume zur Straße sind abgeteilt, ansonsten ist der weite Einraum mit Falt- und Schiebewänden in den De-Stijl-Farben Rot, Blau und Weiß unterteilbar. Ein klassisches Badezimmer gibt es nicht. Stattdessen eine offene technische Konstruktion mit einer erhöht schwebenden Wanne mit Ausblick, einer quittegelben Duschröhre und einem roten WC-Kokon. Kokonartig im Raum stehend auch das Bad im anderen Wohnungsteil, eine voll installierte Kunststoffkapsel, Prototyp der einst in Münchner Olympiadorf eingebauten Nasszellen. Ein grauer Estrich und die Decke in Sichtbeton verleihen der Wohnung einen herben, rauen Charakter, die durch viel Kunst an den Wänden und unkonventionelle Möblierung dennoch wohnlich wird.
Ein Vorzug aller Wohnungen ist die Lichtfülle durch raumhohe Fenster nach Südwesten. Blickt man die Strelitzer Straße hinab, sieht man die schinkelsche Elisabethkirche und den Fernsehturm. Balkone zum Genießen dieses Ausblicks waren an der Straßenfassade nicht erlaubt. So ließen sich die Architekten Klappbalkone einfallen, die wie eine Tür nach außen geöffnet werden und dann eine viertelkreisförmige Standfläche bieten. So öffnet sich im Sommer die Fassade mit vielen Augen, während sie im Winter geschlossen erscheint. Große Balkone gibt es nach Westen, zum Mauerpark hin, und von dort aus Aussicht auf die Kapelle der Versöhnung und ins Grüne.
Auf eine ganz andere Art von Wohnbebauung fällt der Blick von den Balkonen auch. Auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks, das zur Bernauer Straße zählt, ist eine kleine „Siedlung“ entstanden: sechzehn Einfamilien-Reihenhäuser am Rand des Mauerparks. Acht Architektenteams haben eine abwechslungsreiche Anlage mit interessanten Hausindividuen geschaffen. Die Herausforderung bestand darin, auf engstem Raum die Familienwohnungen zu organisieren. Ein besonders ins Auge springendes Gebäude ist nun von der Jury ebenfalls für preiswürdig erachtet worden. Es bildet den Auftakt der Reihe vom Garten des Altbaus her. Mit seiner gerundeten Kante, dem gleichfalls elegant gerundeten Eckfenster und den scheinbar frei verteilten Fensteröffnungen lässt es nach außen keine Stockwerksteilung erkennen. Entworfen hat es Jörg Ebers, der bereits mit einem schmalen, mehrfach preisgekrönten Haus in der Auguststraße ein Kabinettstück abgeliefert hatte. Ebers ist ein „Häusertüftler“, der wie einst Adolf Loos mit seinem „Raumplan“ Räume unterschiedlicher Proportionen und Höhen in einen Baukörper packt. Es gibt zum Beispiel eine niedrige Eingangssituation, von da aus den Blick durch ein Innenfenster in die Küche, dann weitet sich der Raum, man blickt hinauf zur Galerie im Obergeschoss und hinaus in den Garten. Vom Schlafzimmer im zweiten Obergeschoss führen als Möbel ausgebildete Treppenstufen zum Dachgarten. Überall sind Blickachsen inszeniert und lassen das Haus großzügig erscheinen.
Die durchdachten und attraktiven Wohnungen am Mauerpark und in der Strelitzer Straße zeigen die ganze Bandbreite neuen städtischen Wohnens und bieten viel Anreiz, vom Stadtrand wieder in die Innenstadt zu ziehen.
Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 01.11.2009
Quelle: Tagesspiegel
Von der Baugruppe bis zum Einfamilienhaus: Der diesjährige Hauptpreis geht an ein Wohnquartier am Mauerpark
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Fat Koehl Architekten ist eines dieser jungen Büros. Florian Köhl kam von der Bartlett School in London und hat bei Daniel Libeskind gearbeitet, bevor er sich 2002 selbstständig machte. Seine Partnerin, die in London und an der HdK ausgebildete Architektin und Künstlerin Anna von Gwinner, hatte vor Jahren mit HdK-Studenten ein Grundstück an der Strelitzer Straße als Studienaufgabe beplant. Nun erinnerte sie sich an den Ort und die Idee war geboren, in der Baulücke nahe dem Mauerpark Bernauer Straße gemeinsam mit anderen Bauherren ein Wohnhaus zu errichten.
Faszinierend an Baugruppenhäusern ist in der Regel die Vielfalt der Wohnungszuschnitte und Ausstattungen. Bei diesem Haus jedoch, das zwischen zwei ehrwürdigen Wohnhäusern aus der Gründerzeit mit strammen Fensterachsen und gestapelten Wohnungen steht, lässt schon die lebendige Straßenfassade erahnen, dass es im Inneren besonders kurzweilig zugeht. In der Tat ist keines der sieben Obergeschosse mit einem anderen identisch. Es gibt für die zehn Parteien kleine und größere Wohnungen, solche mit Innentreppe und zwei Geschossen sowie ein Apartment im Dach.
Manche Wohnungen haben Holzböden, manche sind komplett in Weiß gehalten, manche haben Oberlicht oder Durchblicke ins andere Geschoss, sind großzügig geschnitten oder in kleinere Zimmer unterteilt. Die verschiedensten Vorlieben und Lebenszuschnitte lassen sich in diesem Haus ausleben, wodurch sich auch eine gemischte Bewohnerschaft einstellen wird, wenngleich zunächst einmal die Familien mit Kindern überwiegen. Platz für den entsprechenden Fuhrpark ist im Erdgeschoss vorhanden. Gefeiert wird im Garten oder auf der gemeinschaftlich genutzten Dachterrasse.
Ungewöhnlich die Loftwohnung im vierten Obergeschoss über die ganze Breite des Hauses. Zwei Schlafräume zur Straße sind abgeteilt, ansonsten ist der weite Einraum mit Falt- und Schiebewänden in den De-Stijl-Farben Rot, Blau und Weiß unterteilbar. Ein klassisches Badezimmer gibt es nicht. Stattdessen eine offene technische Konstruktion mit einer erhöht schwebenden Wanne mit Ausblick, einer quittegelben Duschröhre und einem roten WC-Kokon. Kokonartig im Raum stehend auch das Bad im anderen Wohnungsteil, eine voll installierte Kunststoffkapsel, Prototyp der einst in Münchner Olympiadorf eingebauten Nasszellen. Ein grauer Estrich und die Decke in Sichtbeton verleihen der Wohnung einen herben, rauen Charakter, die durch viel Kunst an den Wänden und unkonventionelle Möblierung dennoch wohnlich wird.
Ein Vorzug aller Wohnungen ist die Lichtfülle durch raumhohe Fenster nach Südwesten. Blickt man die Strelitzer Straße hinab, sieht man die schinkelsche Elisabethkirche und den Fernsehturm. Balkone zum Genießen dieses Ausblicks waren an der Straßenfassade nicht erlaubt. So ließen sich die Architekten Klappbalkone einfallen, die wie eine Tür nach außen geöffnet werden und dann eine viertelkreisförmige Standfläche bieten. So öffnet sich im Sommer die Fassade mit vielen Augen, während sie im Winter geschlossen erscheint. Große Balkone gibt es nach Westen, zum Mauerpark hin, und von dort aus Aussicht auf die Kapelle der Versöhnung und ins Grüne.
Auf eine ganz andere Art von Wohnbebauung fällt der Blick von den Balkonen auch. Auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks, das zur Bernauer Straße zählt, ist eine kleine „Siedlung“ entstanden: sechzehn Einfamilien-Reihenhäuser am Rand des Mauerparks. Acht Architektenteams haben eine abwechslungsreiche Anlage mit interessanten Hausindividuen geschaffen. Die Herausforderung bestand darin, auf engstem Raum die Familienwohnungen zu organisieren. Ein besonders ins Auge springendes Gebäude ist nun von der Jury ebenfalls für preiswürdig erachtet worden. Es bildet den Auftakt der Reihe vom Garten des Altbaus her. Mit seiner gerundeten Kante, dem gleichfalls elegant gerundeten Eckfenster und den scheinbar frei verteilten Fensteröffnungen lässt es nach außen keine Stockwerksteilung erkennen. Entworfen hat es Jörg Ebers, der bereits mit einem schmalen, mehrfach preisgekrönten Haus in der Auguststraße ein Kabinettstück abgeliefert hatte. Ebers ist ein „Häusertüftler“, der wie einst Adolf Loos mit seinem „Raumplan“ Räume unterschiedlicher Proportionen und Höhen in einen Baukörper packt. Es gibt zum Beispiel eine niedrige Eingangssituation, von da aus den Blick durch ein Innenfenster in die Küche, dann weitet sich der Raum, man blickt hinauf zur Galerie im Obergeschoss und hinaus in den Garten. Vom Schlafzimmer im zweiten Obergeschoss führen als Möbel ausgebildete Treppenstufen zum Dachgarten. Überall sind Blickachsen inszeniert und lassen das Haus großzügig erscheinen.
Die durchdachten und attraktiven Wohnungen am Mauerpark und in der Strelitzer Straße zeigen die ganze Bandbreite neuen städtischen Wohnens und bieten viel Anreiz, vom Stadtrand wieder in die Innenstadt zu ziehen.
Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 01.11.2009
Quelle: Tagesspiegel
Dienstag, 17. November 2009
Donnerstag, 22. Oktober 2009
Das Ideal
Ja, das möchste:
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn
aber abends zum Kino hast dus nicht weit.
Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:
Neun Zimmer - nein, doch lieber zehn!
Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,
Radio, Zentralheizung, Vakuum,
eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,
eine süße Frau voller Rasse und Verve
und eine fürs Wochenend, zur Reserve
eine Bibliothek und drumherum
Einsamkeit und Hummelgesumm.
Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,
acht Autos, Motorrad - alles lenkste
natürlich selber - das wär ja gelacht!
Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.
Ja, und das hab ich ganz vergessen:
Prima Küche - erstes Essen
alte Weine aus schönem Pokal
und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.
Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.
Und noch ne Million und noch ne Million.
Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.
Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.
Ja, das möchste!
Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheints so, als sei es beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
hast du die Frau, dann fehln dir Moneten
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.
Etwas ist immer.
Tröste dich.
Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Daß einer alles hat: das ist selten.
Kurt Tucholsky, 1927
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn
aber abends zum Kino hast dus nicht weit.
Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:
Neun Zimmer - nein, doch lieber zehn!
Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,
Radio, Zentralheizung, Vakuum,
eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,
eine süße Frau voller Rasse und Verve
und eine fürs Wochenend, zur Reserve
eine Bibliothek und drumherum
Einsamkeit und Hummelgesumm.
Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,
acht Autos, Motorrad - alles lenkste
natürlich selber - das wär ja gelacht!
Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.
Ja, und das hab ich ganz vergessen:
Prima Küche - erstes Essen
alte Weine aus schönem Pokal
und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.
Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.
Und noch ne Million und noch ne Million.
Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.
Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.
Ja, das möchste!
Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheints so, als sei es beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
hast du die Frau, dann fehln dir Moneten
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.
Etwas ist immer.
Tröste dich.
Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Daß einer alles hat: das ist selten.
Kurt Tucholsky, 1927
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