Montag, 23. Februar 2009

Selbst in der Krise steigen die Berliner Preise

Immobilien-Symposium
Samstag, 21. Februar 2009 02:43

Auch in der großen Immobilien-, Finanz- und Wirtschaftskrise steht Berlin viel besser da als manch anderer Standort in Deutschland und erst recht in anderen Teilen der Welt. Das zeigte in dieser Woche das "Immobilien-Symposium" der Berliner Morgenpost im Hotel Ritz Carlton, wo sich die Immobilienprofis trafen. Und die Aussichten scheinen auch weiterhin nicht schlecht.

Für Berlin punkten konnten einige der hochkarätigen Experten aus Immobilien- und Finanzwirtschaft: Die Perspektiven zeigen nicht nach unten, sondern aufwärts. Die hiesige Region hat dabei das Glück, dass ihre "Immobilienkrise" schon einige Jahre zurück liegt: Nach der Wiedervereinigung wurde durch die steuerliche Förderung in den neuen Bundesländern dort zu viel gebaut, ein Rückgang der Immobilienpreise war die Folge.

Diese niedrige Basis bei den Kauf- und Mietpreisen wirkt heute als Versicherung gegen einen Preisverfall, der allenfalls bei großen Mietwohnungsblöcken und -paketen feststellbar ist - bis Ende 2006 trieben viele internationale Investoren besonders aus britischen und amerikanischen Kreisen die Kaufpreise für Renditeobjekte. Seit sie gemerkt haben, dass keine 20 Prozent Rendite mit Mietshäusern erzielbar sind, und seit diese Investoren Finanzierungsprobleme haben, ist auch dieser "Boom" vorbei.

Also wendet man sich wieder nüchterneren Zahlen zu - etwa die Entwicklungsperspektiven Berlins bis 2020 oder 2030. Von heute 3,4 Millionen Einwohnern wird sich die Stadt auf 3,3 bis 3,6 Millionen bis 2030 verändern. Selbst wenn der leichte Rückgang herauskommen sollte, wovon die Mehrheit der Experten nicht ausgeht, werden mehr Wohnungen gebraucht, weil die Zahl der Haushalte steigen wird. Und das hängt vor allem mit der geringeren Zahl an Familien und der um gut 80 Prozent steigenden Zahl der Senioren-Haushalte zusammen, wie Reiner Braun, Vorstand der Empirica AG, von seinen Forschungen berichtete.
Wanderung in den Speckgürtel

Und diese Älteren sind anders, als dies viele von ihnen erwarten: Mehr als die Hälfte der Senioren will die eigene Wohnsituation noch einmal verbessern - wobei dreimal so viele nicht an eine aufwendige Renovierung denken, sondern an einen Umzug. Am liebsten aber wollen sie wegen ihrer sozialen Kontakte in ihrem Kiez bleiben. Was Ältere auch nicht wollen: ins Heim ziehen. Nicht mal Wohnungen mit viel Service streben sie an, sondern lieber eine neue Wohnung, die gut genug ist - und das heißt oft: altengerecht, barrierefrei. Dieses Signal haben viele Mietwohnungsanbieter verstanden, wie beim Symposium Vorträge etwa von Thomas Zinnöcker (GSW) und Jörg Franzen (Gesobau/Märkisches Viertel) zeigten.

Doch aus Sicht von Reiner Braun sollte Berlin nicht nur die Senioren, sondern mehr noch die Familien im Auge behalten. Denn: Den von vielen Marktbeobachtern in den vergangenen Jahren immer wieder beschworenen Trend "Zurück in die Stadt" gibt es in Berlin nicht, sagt der Experte. Die "Wanderungsverluste" gegenüber dem Umland betragen auch heute noch Jahr für Jahr 10 000 bis 15 000 Menschen: "Wer Immobilieneigentum in Berlin findet, der bleibt - wer sich das nicht leisten kann, zieht in den ,engeren Verflechtungsraum' hinaus." Will also Berlin nicht zu viele junge Familien an den Speckgürtel verlieren, muss es hier bezahlbare Immobilienangebote geben.

Und die gibt es auch, wie etwa Dieter Puchta, der Vorstandsvorsitzende der Investitionsbank Berlin (IBB), aus eigenen Untersuchungen beitragen konnte: Bis 2011 wird es vor allem bei Einfamilienhäusern eine Nachfrage geben, die größer ist als das Angebot. Bei Reihenhäusern sieht die IBB eine ausgewogene Angebot-Nachfrage-Situation, bei Eigentumswohnungen allerdings dürfte in einem noch "ausgewogenen Markt" einen leichten Angebotsüberhang bis 2011 zu erwarten sein. Der Preistrend bei Kaufimmobilien zeige seit dem zweiten Quartal 2006 wieder nach oben, die meist etwas später nachfolgenden Mietpreise legen laut Braun seit dem vierten Quartal 2007 leicht zu. Und die Krise? Auch im vierten Quartal des Jahres 2008 seien steigende Mieten und Kaufpreise zu beobachten, berichtet Braun.tr

Quelle: Berliner Morgenpost