Donnerstag, 2. Oktober 2008

Gute Noten für Städte im Osten

Norbert Schwaldt 2. Oktober 2008, 10:19 Uhr

Feri-Rating bescheinigt Leipzig, Dresden und Berlin das größte Potenzial. Experten sorgen sich um die Abwanderung der Bevölkerung aus den ländlichen Gebieten

Leipzig, Dresden und Berlin sind für die Analysten der Rating-Agentur Feri die attraktivsten Märkte für Wohn- und Büroimmobilien in Ostdeutschland. Im gesamtdeutschen Vergleich liegen Leipzig und Dresden sogar unter den 15 besten Städten, wenn es um das Entwicklungspotenzial in den nächsten zehn Jahren geht.

Schlusslichter des Feri-Ratings von 15 ostdeutschen Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern sind Chemnitz, Halle/Saale und Schwerin. Bei dem Rating werden wie bei Wertpapierprodukten Noten zwischen „AAA“ bis „E“ vergeben. Die Höchstnote „AAA“ hat in der Untersuchung des Bad Homburger Unternehmens allerdings keine ostdeutsche Großstadt erreicht.
Bei Büroimmobilien sehen die Feri-Experten Leipzig, Jena und Berlin an der Spitze. Die geringsten Erwartungen haben sie wie am Wohnungsmarkt bei Chemnitz, Magdeburg und Halle/Saale. Das Analyse-Haus berücksichtigt bei seiner Benotung unter anderem das Wertentwicklungspotenzial der Immobilien an den Standorten, die Bautätigkeit, das Wirtschaftswachstum, die Einkommen, die Zu- oder Abnahme der Bevölkerung und die Transaktionen mit Gebäuden. Es geht dabei um die künftige Profilierung der Städte, um ihre „ökonomische Schönheit“, wie Feri-Vorstand Knepel sagt.

„Wie in Westdeutschland wird sich der Zuzug in die Großstädte verstärken“, sagt Feri-Vorstand Helmut Knepel. Auch ein Ost-Westoder Nord-Süd-Gefälle werde es im alten wie im neuen Bundesgebiet in absehbarer Zukunft nicht mehr geben. Grund: „Die Menschen ziehen in Ost wie West der Arbeit nach und damit in die Großstädte“, sagt Knepel. „Damit wird die Landflucht bundesweit ein Problem.“ Vor allem die demografische Entwicklung und die wirtschaftliche Stärke einzelner Regionen würden zur Polarisierung beitragen.

Von den Zuzügen profitieren in Ostdeutschland vor allem Berlin, Potsdam, Leipzig und Dresden. Die größere Nachfrage werde sich auch in den Miet- und Kaufpreisen für Wohnimmobilien niederschlagen. Die seien, wie Knepel sagt, in den wichtigsten ostdeutschen Großstädten in den Jahren von 1995 bis 2001 rückläufig gewesen. Bis zum Jahr 2010 würden sie aller Voraussicht nach wieder ansteigen.

„In den Metropolregionen des Ostens werden gegenwärtig zu wenig Wohnungen gebaut, vor allem solche mit gehobener Qualität“, berichtet der Analyst. Dagegen werden in bestimmten Regionen noch auf lange Zeit Wohnungen abgerissen. „In der Folge wird es im Osten künftig nur noch einige überfüllte und prosperierende Städte geben“, sagt Knepel. „Und damit weitgehend entvölkerte Landschaften.“ Berlin wird nach seiner Ansicht aber weiter hinter den anderen europäischen Metropolen zurückbleiben. Daran werde sich auch in den nächsten zehn Jahren nichts ändern. Unter den sich am schlechtesten entwickelnden ostdeutschen Städten hebt Knepel Chemnitz hervor. Auch die bewerteten Standorte in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg- Vorpommern bekamen schlechte Noten. Dagegen hält Analyst Knepel sehr viel vom Potenzial der Region Erfurt/Jena.

„Das Interesse für ostdeutsche Wohn- und Gewerbeimmobilien ist bei den Investoren mit Ausnahme gegenwärtig noch gering“, räumt Feri-Vorstand Knepel ein. Angesichts des niedrigen Preisniveaus sei das Desinteresse jedoch nicht zu verstehen. Für die Spitzenstandorte Leipzig, Dresden und Berlin ist der Analyst zuversichtlich. „Die besten ostdeutschen Städte haben gemeinsam, dass sie sich zu Wissenschaftsund Forschungszentren entwickelt haben“, hebt der Analyst hervor. Dadurch seien auch die Grundlagen für ein von Innovationen getriebenes Wachstum gegeben. Die gezielte Ansiedlung von wachstumsstarken Dienstleistern wie in Potsdam sowie von Hochtechnologien in Jena und Dresden gebe der regionalen Wirtschaft Impulse und belebe auch den Büro- und Wohnimmobilienmarkt.

quelle: http://www.welt.de/sonderveroeffentlichung/exporeal2008/article2513256/Gute-Noten-fuer-Staedte-im-Osten.html

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