Montag, 16. März 2009

Ausländer setzen auf Berliner Immobilien

Investoren aus dem Ausland können von der Haustadt gar nicht genug bekommen: Zur Freude des größten deutschen Finanzierers Eurohypo - der steigerte sein Berlin-Geschäft um 85 Prozent.

Berlin - Ausländische Investoren treiben den Berliner Immobilienmarkt derzeit so stark wie nie zuvor und bescheren dem größten deutschen Immobilienfinanzierer Eurohypo gute Geschäfte. In den ersten acht Monaten des laufenden Jahres steigerte die Eurohypo ihr Neugeschäft in Berlin um 85 Prozent auf rund zwei Milliarden Euro. Damit ist Berlin für die Eurohypo zum wichtigsten deutschen Standort geworden, der mehr als ein Viertel des gesamten Deutschlandgeschäfts ausmacht.

„Ausländische Investoren sind die Haupttreiber der Marktentwicklung in der Hauptstadt“, sagte der Berliner Niederlassungsleiter Theo Weyandt am Donnerstag in Berlin. Damit setze sich ein Trend der beiden vergangenen Jahre fort, in denen die Ausländischen Investoren bereits der „Motor des Wachstums“ gewesen seien.

Im laufenden Jahr verstärkte sich die Entwicklung noch einmal. „Nur 30 Prozent unseres Geschäfts in den ersten acht Monaten hatte einen rein deutschen Investorenhintergrund“, sagte Weyandt. Auf die ausländischen Investoren entfielen dabei zunehmend die größeren Projekte. Ein Beispiel ist die Multifunktionshalle „O2-World“ in Friedrichshain, die die Eurohypo finanziert und die im kommenden Jahr eröffnet werden soll. Der Investor der Halle ist die amerikanische Anschutz-Gruppe.

Die Eurohypo beschäftigt rund 70 Mitarbeiter in Berlin. Im Fokus stehen nach eigenen Angaben Finanzierungen ab 2,5 Millionen Euro pro Objekt. Fast drei Viertel des Berliner Geschäfts der Eurohypo steuern derzeit Gewerbeimmobilien bei. Die noch im vergangenen Jahr dominanten Wohnungen spielen im laufenden Jahr bisher nur eine kleinere Rolle. Die Eurohypo-Manager glauben, dass sich sowohl der Markt für Büroimmobilien als auch der Wohnungsmarkt in den kommenden Jahren nach oben entwickeln wird, sprich: die Preise werden steigen. Allerdings warnt Vorstandsmitglied Joachim Plesser vor allzu euphorischen Erwartungen. Bei den Büroimmobilien gebe es noch immer einen sehr hohen Leerstand, und das selbst bei modernen Gebäuden, die erst in den vergangenen Jahren errichtet worden seien.

„Für Immobilieninvestoren ist Berlin ein attraktiver Standort“, sagte auch Niederlassungsleiter Weyandt. Er rate den Kunden aber dazu, die Stadt eher als „langfristiges Investment“ zu sehen. Die Wohnungsmieten seien im nationalen und im internationalen Vergleich noch sehr niedrig und böten Steigerungspotenzial.

Die Krise auf dem US-Immobilienmarkt hat nach Ansicht von Vorstand Plesser aber auch Auswirkungen auf den hiesigen Markt. „Es hat auch in Deutschland Übertreibungen gegeben“, sagte Plesser. Finanzinvestoren hätten Preise für Immobilienportfolios bezahlt, die teilweise „nicht nachvollziehbar“ gewesen seien. „Diejenigen, die nur die schnelle Mark machen wollten, werden jetzt ruhiger werden“, sagte Plesser. Er hoffe jedoch, dass die Verwerfungen an den Finanzmärkten in den nächsten Wochen „einem normalen Blick weichen“.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 14.09.2007)

Quelle: Tagesspiegel

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