Samstag, 4. April 2009

Wohnimmobilien als Inflationsschutz

Seit einigen Monaten ist zu beobachten, dass die Furcht vor Inflation immer stärker zum dominierenden Thema für Immobilienkäufer wird. Auf den ersten Blick mag das verwundern.

Die Inflationsrate in Deutschland war im Januar mit 0,9 Prozent so niedrig wie seit fünf Jahren nicht mehr. Experten prognostizieren, dass sie im Sommer sogar unter null Prozent fallen wird. Am Kapitalmarkt bestimmt also die Furcht vor Deflation das Geschehen, nicht die Inflationsangst.

Trotzdem begründen immer mehr Menschen ihre Entscheidung für eine Immobilienanlage mit "Inflationsschutz". Die Finanzkrise hat das Vertrauen vieler Anleger nachhaltig zerstört. In unseren Gesprächen mit Privatanlegern dominierte zuletzt die Furcht, dass durch die staatlichen Konjunkturprogramme und Stützungsaktionen für die Banken die Staatsverschuldung in nie gekannte Höhen getrieben und mittelfristig zu einer hohen Inflation führen wird.

Mittel- und langfristig, so die Befürchtung der Anleger, bleibt den Staaten nur die Möglichkeit einer Währungsreform - was eher unwahrscheinlich ist - oder einer "Lösung" durch Inflation oder sogar Hyperinflation. Angesichts der massiven weltweiten Leitzinssenkungen und der billionenschweren Konjunkturprogramme sollten Investoren sehr hohe Inflation oder sogar eine Hyperinflation in ihre Überlegungen einbeziehen, warnte kürzlich der renommierte Chef der globalen Volkswirtschaftsanalyse von Morgan Stanley.

Dass Immobilien tatsächlich ein ausgezeichneter Inflationsschutz sind, belegt eine soeben veröffentlichte Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft. In Deutschland erzielten Investitionen in Wohngebäude zwischen 1998 und 2007 eine Rendite von 48 Prozent, während die Verbraucherpreise im gleichen Zeitraum nur um 13 Prozent stiegen, so das Ergebnis der Untersuchung. "Als besonders guter Inflationsschutz erwiesen sich Wohngebäude", ist in der Studie zu lesen. "Deren Rendite stieg im Durchschnitt über alle Länder genauso wie die Inflationsrate. War die Preissteigerung sogar höher als erwartet, kletterten die Renditen noch stärker."
Die Strategie privater Investoren, mit Anlagen in Wohnimmobilien dem befürchteten mittelfristigen Anstieg der Inflationsraten vorzubeugen, ist also durchaus rational. Immerhin haben ältere Menschen schon die Erfahrung gemacht, dass selbst in Zeiten extrem hoherInflation oder sogar einer Währungsreform Immobilien ihren Wert erhalten können.

Zunehmend ist zu beobachten, dass neben privaten auch institutionelle Investoren Inflationsszenarien in ihre Überlegungen einbeziehen. Die in zahlreichen Studien belegte Tendenz zur deutlichen Erhöhung der Immobilienquote von institutionellen Investoren ist nicht nur eine Verlegenheitslösung, weil sichere Staatsanleihen zu niedrig rentieren. Zusätzlich erklärt sich diese Tendenz auch aus dem Motiv, einer möglichen Erhöhung der Inflationsrate, die als Wirkung der starken Geldmengenvermehrung befürchtet wird, vorzubeugen.

Zwar bieten auch Büroimmobilien einen Inflationsschutz, zumal die Mietverträge häufig durch Wertsicherungsklauseln indexiert sind. Da jedoch angesichts der schlechten konjunkturellen Aussichten zahlreiche Investoren eine Erhöhung der Leerstände bei Büroobjekten und damit einhergehend sinkende Mieten erwarten, setzen sie derzeit verstärkt auf Wohnimmobilien, die als vergleichsweise konjunkturresistent gelten. Zudem schützen laut der Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Wohnimmobilien sicherer vor Inflation als Büroobjekte.

Johann Kowar ist Vorsitzender der Geschäftsführenden Direktoren der Conwert Immobilien
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Quelle: F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

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