Donnerstag, 4. September 2008

Mieten steigen besonders stark in der Innenstadt und im Südwesten Berlins

von Ulrich Paul


Wer in Berlin eine neue Wohnung anmietet, muss immer mehr bezahlen. Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2007 stiegen die Preise der angebotenen Wohnungen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres von durchschnittlich 5,90 auf 6,05 Euro Kaltmiete pro Monat je Quadratmeter. Das geht aus einer Untersuchung der Immobilienberatungsfirma Jones Lang LaSalle (JLL) hervor, die gestern präsentiert wurde.

Besonders teuer sind Wohnungen in Charlottenburg-Wilmersdorf, in Steglitz-Zehlendorf und in Mitte. Dort verlangen die Vermieter in vielen Gebieten Quadratmeter-Mieten über sieben Euro. Stark gestiegen seien die Preise der Wohnungen vor allem in Mitte, sagte JLL-Experte Roman Heidrich. Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2007 zogen sie durchschnittlich um 60 Cent je Quadratmeter an. Deutlich verteuert haben sich die Mieten aber auch in Charlottenburg-Wilmersdorf und in Friedrichshain-Kreuzberg, wo sie um je 35 Cent je Quadratmeter nach oben gingen.

In Friedrichshain-Kreuzberg sei eine Entwicklung zu beobachten, die vor Jahren der Prenzlauer Berg durchlebt habe, sagte Heidrich. Die kulturelle Szene habe viele Investoren aufmerksam gemacht, die ihr Geld in die Sanierung von Altbauten gesteckt hätten und nun höhere Mieten verlangten. Dies führe dazu, dass einige Bewohner in preisgünstigere Nachbarbezirke abwandern. In Neukölln, Lichtenberg und Tempelhof-Schöneberg werden gleichbleibende Mieten oder sogar niedrigere Preise verlangt. Am geringsten sind die Mieten in Marzahn-Hellersdorf. Dort kosten freie Wohnungen im Schnitt 4,80 Euro je Quadratmeter.In den kommenden Monaten wird sich nach Einschätzung der Experten das Tempo der Mietsteigerungen generell etwas verringern. Weil Wohnungen in Charlottenburg-Wilmersdorf und in Friedrichshain-Kreuzberg besonders begehrt sind, sei dort zwar noch mit einem "beschleunigten Mietpreiswachstum" zu rechnen. I

In Mitte und Pankow sei aber nach den starken Preissteigerungen eher ein "verlangsamtes Mietpreiswachstum" zu erwarten. Der Trend zur kleinen Wohnung hält in Berlin weiter an, weil die Zahl der Single-Haushalte wachse, sagte Heidrich.

Von den 1,9 Millionen Haushalten in Berlin ist derzeit mehr als jeder zweite ein Single-Haushalt (50,7 Prozent). Die große Nachfrage nach kleinen Wohnungen führt dazu, dass diese besonders teuer sind.

Für eine Wohnung unter 45 Quadratmetern verlangen die Vermieter im Schnitt eine Miete von 6,65 Euro je Quadratmeter. Mittelgroße Wohnungen von 45 bis zu 90 Quadratmeter werden für 5,90 Euro je Quadratmeter angeboten, größere für 6,25 Euro. Jones Lang LaSalle trägt Informationen über Wohn-Immobilien zusammen, um damit seine Kunden, unter anderem Banken und Großinvestoren, zu beliefern. Will jemand wissen, welche Mieten in der Nachbarschaft einer seiner Wohnungen verlangt werden, kann er dies von JLL erfahren.Der Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins, Hartmann Vetter, erklärte gestern: Der sogenannte Mietermarkt, bei dem die Wohnungssuchenden angesichts vieler leerstehender Wohnungen, den Mietpreis mitbestimmen könnten, sei "offenkundig eine Illusion". Und Vetter warnte: Mieter seien an die mit dem Vermieter ausgehandelte Miete gebunden - auch wenn diese über den Werten des Mietspiegels liege. Die Mieter könnten nicht hinterher eine Preissenkung fordern.


Berliner Zeitung, 03.09.2008

quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/108333/index.php


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